Vierkandt

Vierkandt
Vierkandt
 
[f-], Alfred, Soziologe, * Hamburg 4. 6. 1867, ✝ Berlin (West) 24. 4. 1953; habilitierte sich 1894 in Braunschweig für Erdkunde, dann 1900 in Berlin für Völkerkunde; seit 1913 Professor in Berlin, ab 1921 Lehrstuhl für Soziologie. 1934-46 zwangsweise emeritiert, nahm seine Lehrtätigkeit danach wieder auf. Vierkandt gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (1909) und gilt wegen seiner vielfältigen, interdisziplinär angelegten Forschungen (Geographie, Anthropologie, Völkerpsychologie, Kultursoziologie und Philosophie) als einer der produktivsten Wissenschaftler der deutschen Soziologie in der ersten Jahrhunderthälfte (Herausgabe des »Handwörterbuches der Soziologie«, 1931). Zunächst stand Vierkandt unter dem Einfluss positivistischen Denkens und beschäftigte sich mit vergleichender Kulturtheorie, kulturellem Wandel und sozialpsychologischen Studien. In den 1920er-Jahren entwickelte er dann eine auf phänomenologischer Basis beruhende Gesellschaftslehre, in deren Zentrum die Theorie der Wechselwirkung, die Unterscheidung gesellschaftlicher Teilbereiche nach dem Grade ihrer inneren Verbundenheit (»gesellschaftsnah« - »gesellschaftsfern«) sowie eine Theorie der sozialen Gruppe stehen, deren überindividuelle Eigengesetzlichkeit (»Eigenleben«) Vierkandt ebenso herausarbeitete wie einzelne ausschlaggebende Merkmale sozialer Gruppen (z. B. das »Wirgefühl«).
 
Werke: Naturvölker und Kulturvölker (1896); Die Stetigkeit im Kulturwandel (1908); Staat und Gesellschaft in der Gegenwart (1916); Der Dualismus im modernen Weltbild (1923); Gesellschaftslehre (1923); Familie, Volk und Staat in ihren gesellschaftlichen Lebensvorgängen (1936, unter dem Titel Kleine Gesellschaftslehre, 1949).

Universal-Lexikon. 2012.

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